Lernen wird viel zu häufig noch als ein Prozess verstanden, in dem vorrangig neues Wissen angeeignet wird. Dies geschieht vielfach dadurch, dass ein Lehrender dem Lernenden dieses Wissen vermittelt, was zu kurz greift, denn Lernen kann so viel mehr sein. Es ist der Erwerb neuer Verhaltensweisen, deren Grundlage ebenso Fähigkeiten, Fertigkeiten und letztendlich umfassende Kompetenzen sind. Um im beruflichen Feld handlungsfähig zu sein sind besonders Lernsettings zentral, die nah an – oder besser noch: integriert in – tägliche Aufgaben und Herausforderungen sind. Bis dato sind solche Ansätze aber noch zu selten im Unternehmens- und auch im Weiterbildungsbereich zu finden.
Derzeit ist eine VDI-Richtlinie (7100) zur „lernförderlichen Arbeitsgestaltung“ in Arbeit, die Unternehmen eine Unterstützung bieten soll, ihre Arbeit lernförderlich zu gestalten und so die Kompetenzen aller Beschäftigten der Dynamik des ständigen Wandels stetig anzupassen. Dies ist die Grundlage für den hier von Masterstudierenden der FOM entwickelten „Lernförderlichkeits-Check“. Unternehmen können mit diesem Ansatz prüfen, inwieweit ihre Arbeitsbedingungen und Gestaltungsmaßnahmen das Lernen ihrer Beschäftigten in der täglichen Arbeit fördert.
Für den Lernförderlichkeitscheck wurden literaturgestützt und auf Basis vorheriger Forschungsarbeiten vier zentrale Gestaltungsfelder identifiziert:
Der Check umfasst je Feld zwischen sechs und zwölf Einzelaussagen, die es durch betriebliche Akteure einzuschätzen gilt (Wie weit trifft dies auf den betrachteten Bereich zu?). In einem strukturierten Workshop werden die Ergebnisse diskutiert, erste Maßnahmen identifiziert und entsprechend der Erfordernisse eine Strategie zur lernförderlichen Arbeitsgestaltung entwickelt.
Prof. Dr. Thomas Mühlbradt, Professur für Arbeits- und Ingenieurpsychologie, FOM Aachen, thomas.muehlbradt@fom.de
Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) e. V. an der RWTH Aachen
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