Die Gesundheitsfachberufe nehmen im Berufsbildungssystem eine Sonderstellung ein, da die dual strukturierte, jedoch als schulisch geführte Berufsausbildung (vgl. Zöller 2015 S.53) außerhalb des BBiG zu verorten ist. Aus dieser rechtlichen Sonderstellung ergeben sich verschiedene Herausforderungen, die z.B. die Professionalisierung des Berufsbildungspersonals betreffen (vgl. Reiber, Weyland 2017 S.10f.).
Seit dem Jahr 2014 werden die Gesundheitsfachberufe und die Berufsausbildung modernisiert. Entsprechende Berufsgesetze sowie weitere Ordnungsmittel werden und wurden überarbeitet, was sich auf die Sonderstellung sowie die damit verbundenen Herausforderungen auswirkt. Die Professionalisierung des Berufsbildungspersonals wird durch gesetzlich geregelte Qualitätsanforderungen verändert. Es ist anzunehmen, dass aufgrund des umfangreichen Bestandsschutzes in Verbindung mit neuen Qualifikationsanforderungen eine sehr heterogene Gruppe mit divergierenden Wissensbeständen als Lehrende in diesem Bereich wirkt. Hinzu kommt die mit der Überarbeitung der Berufsgesetze einhergehende, neue didaktisch-methodische Ausrichtung der Berufsausbildung.
Um an diesem Punkt zu intervenieren, zielt eine zu entwickelnde Weiterbildung darauf ab, einen möglichst homogenen Ausgangspunkt zur Umsetzung der veränderten Berufsausbildung zu schaffen, indem eine einheitliche Wissensbasis für die Lehrenden angeboten wird. Zu diesem Zweck wurden die Modernisierungsbestrebungen und deren Implikationen mittels einer Literaturrecherche beschrieben und reflektiert.
Auf Basis dessen wurden die veränderten Qualifikationsvorgaben sowie Aufgaben des lehrenden Personals in Gesundheitsfachberufen mittels einer interessensgeleiteten Dokumentenanalyse (vgl. Hoffmann 2018, S. 157f.) herausgearbeitet. Der aktuelle Stand sowie die Implikationen der Überarbeitung der Gesundheitsfachberufe wurden somit reflektiert, um einen homogenen Anknüpfungspunkt (z.B. gemeinsame Aufgaben) für eine mögliche Weiterbildung herausarbeiten zu können. Mit der einheitlich eingeführten kompetenzorientierten Berufsausbildung in Gesundheitsfachberufen und den damit verbundenen Aufgaben, die auf die Lehrenden übertragen werden, konnte ein homogener Anknüpfungspunkt identifiziert werden. Da ein übergeordnetes, für Einheitlichkeit und grundlegende Abstimmung der schulischen und praktischen Ausbildung sorgendes Organ (vgl. KMK) fehlt, kommt der didaktischen Jahresplanung auch im Sinne der Lernortkooperation eine besondere Bedeutung zu. Damit dies gelingen kann, ist es sinnvoll, für schulisch und praktisch auszubildendes Personal eine gemeinsame Weiterbildung durchzuführen, um so einen gemeinsamen kognitiven Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit zu schaffen (vgl. Bader 2004 S.195-197; 201).
Mithilfe einer Flipped Classroom Weiterbildung in 3 Modulen, werden die gemeinsamen, veränderten didaktisch-methodischen Aufgaben lehrender Personen in Gesundheitsfachberufen adressiert.
Das Modul 1 legt einen Fokus auf den Weg vom Lernfeld / von der Curricularen Einheit hin zur Lernsituation und zielt darauf ab, dass Lehrende sowie Anleitende in einem kollegial diskursiven Austausch gemeinsam Lernsituationen entwickeln.
Das Modul 2 soll anknüpfend an Modul 1 den Weg von der Lernsituation zum konkreten Lehr-Lernsetting (Unterricht) fokussieren.
Das Modul 3 wird eine Auseinandersetzung mit kompetenzorientiertem Prüfen anbieten.
Allen Modulen geht eine vierwöchige, begleitete Selbstlernphase voraus.
Prof. Dr. Martin Frenz
Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) e. V. an der RWTH Aachen
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