Die ergonomische Analyse von Arbeitswelten mittels eines arbeitswissenschaftlichen Methodeninventars ist eine der Kernaufgaben arbeitsgestalterischer Tätigkeiten. Jedoch können die in dem Methodeninventar implementierten, manuellen Bewertungsverfahren meist nur von Expertinnen und Experten eingesetzt werden. Derartige manuelle Bewertungsverfahren können durch die fortwährend schnellzyklischere Entwicklung neuer Innovationen digitalisiert und als vernetzte Messsysteme weiterentwickelt werden, welche auch von Laien eingesetzt werden können.
Ein solch innovatives Messsystem – bestehend aus Motion Capture Sensoren in Kombination mit intelligenten Algorithmen – stellt die ErgoCAM dar. So misst die Kamera nicht nur die vom Patienten oder von der Patientin ausgeführte Bewegung sowie deren Bewegungsumfang, sondern übernimmt darüber hinaus auch Datenauswertung und Aufbereitung. Damit visualisiert die ErgoCAM in Echtzeit die Ergebnisse ergonomischer Bewertungsverfahren in einer für Laien verständlichen Form. Die ErgoCam kann in Gesundheitseinrichtungen wie Physiotherapiepraxen als Messinstrument für die Bewegungsfähigkeit des Patienten bzw. der Patientin eingesetzt werden. Sie dient jedoch auch als Präventivmaßnahme im Berufsalltag, indem Arbeitende das korrekte und rückenschonende Heben (schwerer) Lasten erlernen können. Somit dient die ErgoCam nicht nur in der Behandlung von gesundheitlichen Einschränkungen, sondern auch um Verletzungen und Erkrankungen präventiv vorzubeugen.
Das optische Messsystem, welches die Messung von Körperbewegung und Geschwindigkeit der ausgeführten Bewegung vornimmt, zeigt in Echtzeit den Bewegungsverlauf und das Ausmaß der Bewegung an. Bei einer Kniebeuge wären das z.B. die Neigung des Oberkörpers, der sich verändernde Bewegungswinkel im Kniegelenk, die Stellung des Knies und die Stellung des Unterschenkels. Somit erhalten bspw. Therapeutinnen bzw. Therapeuten und Patient bzw. Patientin eine sofortige Rückmeldung über die ausgeführte Bewegung und können bei Bedarf an einer verbesserten Bewegungsausführung arbeiten.
Dr.-Ing. Christopher Brandl
Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen University
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